Pressemitteilung

Naturschutzgebiete schützen Insekten unzureichend

Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg fordern kooperativere Ansätze beim Insektenschutz

Potsdam, 02. Februar 2023. 76 Prozent der weltweit erfassten Insektenarten sind nicht ausreichend durch Schutzgebiete abgedeckt, weil ihre Lebensräume außerhalb der ausgewiesenen Flächen liegen.  Zu diesen Erkenntnissen gelangte ein deutsch-australisches Forschungsteam unter der Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in einer kürzlich veröffentlichten Studie. „Wir stellen aufgrund jahrelanger Erfahrung fest: Die Gebietsausweisungen sind oftmals von Beliebigkeit gezeichnet. Schutzstatus der Flächen und tatsächlich Schutzwürdiges stimmen im schlimmsten Fall nicht einmal überein“, so Rudolf Hammerschmidt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg, der von den Ergebnissen nicht überrascht ist.

„Die Studie zeigt einmal mehr, dass Insektenschutz gemeinsam gedacht und gelöst werden muss. Doch anstatt sich das fachliche und unternehmerische Engagement der Land- und Forstwirte zunutze zu machen, konterkarieren die bisherigen Maßnahmen jeden kooperativen Ansatz beim Insektenschutz und verschärfen die Zielkonflikte auf der Fläche“, kritisiert Hammerschmidt.

Der Vorsitzende ist sich sicher, dass eine nachhaltige Flächennutzung entsprechende Schutzziele für bedrohte Insektenarten nicht nur nicht behindert, sondern sogar fördert: „Das Projekt Beetle Banks auf Gut Zernikow (Nordwestuckermark) beispielsweise zeigt sehr deutlich, wie Naturschutz und Ackerbau miteinander gelingen können.“ Mithilfe von Fallen ermitteln Wissenschaftler, wie viele Insekten unterwegs sind. Die signifikant höhere Populationsdichte an Käfern, Insekten, Bienen sowie Kleinsäugern gegenüber den benachbarten produzierenden Flächen verdeutlicht die Effizienz der Beetle Banks als natürlichen Rückzugsraum, der in die bewirtschafteten Flächen integriert ist. Durch die Ansiedlung von Nützlingen könnten sich sogar die Schädlinge im Getreidebau reduzieren. „Das wäre im Hinblick auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln eine großartige Entwicklung“, stellt Hammerschmidt fest und mahnt an: „Natur ist dynamisch und richtet sich nicht nach den Bedingungen der Bürokratie. Es ist höchste Zeit, dass sich Bürokratie an die Gegebenheiten der Natur anpasst. Für Insektenvielfalt braucht es nicht noch weitere Schutzgebietskulissen, sondern Lebensraumangebote – manchmal auch mitten auf dem Acker.“

Aufgrund ihrer Naturschutzeffizienz ist es dringend erforderlich, die Beetle Banks im Sinne der Agrarreform in die zweite Säule aufzunehmen. Daran fehlt es bislang.

Die Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg sind ein freiwilliger Zusammenschluss von Eigentümern, die mit ihren Betrieben nicht nur Verantwortung für ihre land- und forstwirtschaftlichen Flächen, sondern auch für ihre Mitarbeiter und Familienmitglieder tragen. Sie bewirtschaften ihre Flächen nachhaltig und denken in Generationen. Der Verband setzt sich für den Schutz des privaten Eigentums und die Stärkung der Wirtschaftskraft im ländlichen Raum ein.

Hintergrund:

Die Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg haben die Idee der Beetle Banks aufgegriffen und in zwei Mitgliedsbetrieben im Frühjahr 2019 je eine Versuchsfläche angelegt. Sie wurden dabei von der Game Conservancy Deutschland e.V., einer Schwesterorganisation des Game & Wildlife Conservation Trust in England, fachlich unterstützt. Ziel der Versuchsanordnung ist, wissenschaftlich unterlegte Praxiserfahrungen mit Anlage und Betrieb der Insektenwälle zu sammeln. Die Erfahrungen aus England berechtigen die Annahme ihrer Praxistauglichkeit, so dass die Beetle Banks als Ausgleichsflächen anerkannt und entsprechend gefördert werden sollen.